Sil­ber­fisch­la: Lie­be auf den zwei­ten Blick

Wir, Es­ther Paul­mann und Paul Held, wohn­ten in an­de­ren Tei­len Fürths und die Helm­stra­ße war uns kaum be­kannt. Mir viel­leicht dun­kel aus Schul­zei­ten im „Schli­e­mann“, doch war die Helm­stra­ße für mich als Fahr­schü­ler nicht auf dem Schul­weg, und außerdem…nicht emp­feh­lens­wert. Das Sil­ber­fisch­la kann­ten wir als Bie­ri­gno­ran­ten auch nicht von in­nen, das ein­zi­ge, was uns da­zu ein­fiel: kack­gel­ber, ab­ge­schla­ge­ner, ver­wit­ter­ter Rei­be­putz­putz und ver­ros­te­ter Aus­le­ger mit an­ge­fres­se­nem Fisch, kei­ne Lie­be auf den ers­ten Blick. Das soll­te sich än­dern.-

Bei un­se­rer Su­che nach ei­nem Haus, noch vor den 60igern mit iden­ti­fi­zier­ba­rem Stil­emp­fin­den er­baut, hat­ten wir die ge­sam­te Re­gi­on ab­ge­klap­pert und wur­den, aus un­ter­schied­lichs­ten Grün­den, nicht fün­dig. Schließ­lich die Ent­schei­dung: Wir wol­len in der Stadt (Fürth) le­ben. Nach ei­ner ers­ten er­folg­lo­sen Su­che in der Gus­tav­stra­ße frag­ten wir bei der Stadt nach käuf­li­chen Ob­jek­ten. Da hieß es: „Schaud eich amol des Sil­ber­fisch­la oh, aber ned vo vorn. Ihr misst hindn­rum geh und ibe­rn Zaun schaua, dou sich­ds bes­ser aus.“

Wir folg­ten dem Rat und fan­den ein Fach­werk-En­sem­ble vor, das in war­men Rot-und Gelb­tö­nen ge­hal­ten war, mit ei­nem an­sehn­li­chen In­nen­hof. Da war sie, die Lie­be auf den zwei­ten Blick!

Wir über­leg­ten nur kurz und er­war­ben das gan­ze En­sem­ble von et­wa 500 qm in der Hoff­nung, es ei­ni­ger­ma­ßen kos­ten­güns­tig sa­nie­ren zu kön­nen. Vol­ler Ta­ten­drang ent­sorg­ten wir, un­ter­stützt von Vor­be­sit­zer und Vor­be­woh­ner, die ers­ten 60 Ton­nen neu­zeit­li­che Ein­bau­ten und Sperr­müll, bis die wah­re Bau­sub­stanz sicht­bar wur­de. Es be­gan­nen die ar­chäo­lo­gi­schen Gra­bun­gen und die Vor­be­fun­dung. Schnell wur­de klar, dass wir selbst hier gar nichts aus­rich­ten konn­ten, ein Ar­chi­tekt muss­te zu­ra­te ge­zo­gen wer­den

Der Traum von ei­ner be­zahl­ba­ren Fi­nan­zie­rung wur­de zum Alp­traum. Un­ter 3000 € pro qm sei hier nichts zu ma­chen, das ge­sam­te Trag­werk sei ma­ro­de und das Ge­bäu­de dro­he ein­zu­stür­zen, wenn nicht so­fort ge­stützt wer­de. Min­des­tens die Hälf­te der Fach­werk­kon­struk­ti­on müs­se aus­ge­tauscht wer­den.

Es folg­ten drei Jah­re der Be­fun­dung, Be­sin­nung, der Part­ner­su­che, Part­ner, die das fi­nan­zi­el­le Ri­si­ko und den Weg der sanf­ten Sa­nie­rung mit­ge­hen wür­den. Be­ginn 2013 wa­ren wir so­weit, konn­ten die Fein­pla­nung be­gin­nen und schließ­lich am 1. April den Bau­be­ginn fei­ern. Vom Fun­da­ment bis zum ge­sam­ten Dach, von der Trag­werks­kon­struk­ti­on bis hin zu al­len In­stal­la­tio­nen muss­te al­les ge­plant und aus­ge­führt wer­den, und das in ei­nem Ge­bäu­de, das kei­ne ge­ra­de Wand auf­wies. Die Fi­nan­zie­rung war trotz der Part­ner we­gen Un­ren­ta­bi­li­tät ei­ne heik­le Sa­che, die Ver­trä­ge konn­ten erst nach Bau­be­ginn un­ter­schrie­ben wer­den.

Wir ver­folg­ten vom ers­ten Spa­ten­stich an je­de Etap­pe mit gro­ßer Span­nung und zu­neh­men­dem Op­ti­mis­mus, bis, nach et­wa ei­nem hal­ben Jahr Bau­zeit, beim Aus­bau ei­nes Tür­rah­mens sich das Ge­bäu­de be­weg­te und die Hand­wer­ker flie­hen muss­ten. Es stell­te sich zwangs­läu­fig die Fra­ge, ob das Ge­bäu­de noch zu ret­ten sei. Ein Kon­zil mit Sta­ti­ker, Hand­wer­kern und Ar­chi­tek­ten er­wog al­le Mög­lich­kei­ten und es wur­de durch das her­vor­ra­gen­de Zu­sam­men­wir­ken al­ler ein Weg ge­fun­den, wie das Ge­bäu­de Zug um Zug sta­bi­li­siert wer­den konn­te.

Nach die­sem re­tar­die­ren­den Mo­ment ging die Sa­nie­rung mit ho­hem Tem­po und gro­ßer Prä­zi­si­on vor­an, dank der strin­gen­ten Ko­or­di­na­ti­on durch das Ar­chi­tek­ten­team und des äu­ßerst kon­struk­ti­ven Zu­sam­men­wir­kens al­ler Ge­wer­ke. Zeit- und Bud­get­pla­nung konn­ten wei­test­ge­hend ein­ge­hal­ten wer­den (nur un­ter­bro­chen durch zwei Kär­wa-Bau­stopps, die mit et­wa 15.000 € zu Bu­che schlu­gen), so­dass der Ein­zug al­ler plan­mä­ßig zum 17.Dezember 2014 er­fol­gen konn­te. Gro­ßen An­teil an der er­folg­rei­chen Fer­tig­stel­lung hat­te auch die sehr gu­te Zu­sam­men­ar­beit mit al­len ein­schlä­gi­gen Äm­tern der Stadt Fürth, die un­bü­ro­kra­tisch den Bau be­glei­te­ten. Dank auch dem Alt­stadt­ver­ein der Stadt Fürth, der ei­ni­ge Re­stau­rie­run­gen be­zu­schuss­te.

Paul Held